Freitag, 14. Dezember 2007

Die Professionals

Mit Machiavelli beginnt für Mansfield gesellschaftspolitisch die Zeit der rationalen Kontrolle und damit die Tyrannei des Zwecks, der Professionalität und der radikalen Gleichheit. "Ein 'professional' zum Beispiel", heißt es in "Manliness", ist ein "Modell für die Geschlechterneutralität. 'Professionals' werden durch einheitliche Ausbildung geformt, nach objektiven Kriterien beurteilt und nicht durch männliche Taten auf die Probe gestellt. Obwohl ein 'professional' besser sein kann als ein anderer, sind alle 'professionals' gleichermaßen professionell. Man kann den einen durch einen anderen ersetzen. Eine Frau kann einen Mann ersetzen. Professionelle Ruhe, nicht männliche Leidenschaften charakterisieren sie oder ihn, und weder er noch sie werden sich vom Zorn überwältigen lassen ... 'Professionals'  begegnen einander mit professioneller Zuvorkommenheit, aber niemals ritterlich." 

Politisch heißt dies: erkennen, dass wir, solange wir nur vernünftig oder zweckgerichtet handeln, der Tyrannis  der Gedankenstruktur, der "rationalen Kontrolle" von Machiavellis "Fürst" unterliegen, also nicht souverän ("uno solo") handeln, sondern berechenbar sind. Gegen diese Entmachtung, so Mansfield, helfe nur die Wiederherstellung des klassischen "thymos", jenes individuellen, irrationalen, unbändigen opferbereiten männlichen Mutes...

SUSANNE KLINGENSTEIN: Mannesmut und Fürstenthrone 
FAZ 12.12.2007

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