Mittwoch, 23. Februar 2011

Realität 2.0 - Wenn die träumenden Götter unsanft erwachen

Im Sommer 2002, nachdem Ron Suskind, ein Reporter des  Wall Street Journal, einen Artikel geschrieben hatte, der dem Weißen Haus nicht gefiel, kam es zu einem Treffen zwischen ihm und einem hochrangigen Berater von Präsident Bush. Dieser drückte ihm das Missfallen des Weißen Hauses aus, und ließ ihn dann an einigen bemerkenswerten Gedanken teilhaben:
Leute wie der Reporter, gehörten nach Meinung des Beraters, zu „wie wir es nennen, auf Realität basierenden Gemeinschaften“. Diese definierte er als Gemeinschaften von Menschen,  welche daran glauben, daß sich Lösungen von Problemen „aus vernünftigen Untersuchungen einer erkennbaren Realität ergeben“. Der Reporter nickte dazu, und murmelte etwas von Prinzipien der Aufklärung und Empirie. Der Berater unterbrach ihn und sagte: „ So funktioniert die Welt nicht mehr. Wir sind jetzt ein Imperium, und wenn wir handeln, schaffen wir unsere eigene Realität. Während Sie diese Realität studieren, werden wir wieder handeln und dabei weitere neue Realitäten schaffen, die sie auch studieren können. So werden sich die Dinge aussortieren. Wir sind Akteure der Geschichte . . . und euch allen bleibt nur noch übrig zu studieren, was wir tun werden.“
Das erinnert  an einen Parteitag der KPDSU, wo der nächste Fünfjahresplan mit den einleitenden Worten präsentiert wurde: „Wir studieren keine Ökonomie, wir machen Ökonomie.“
Die Arroganz einer solchen Verachtung für die Realität, und für Menschen die die Wirklichkeit respektieren, ist atemberaubend. Und die Ergebnisse einer solchen Hybris sind vernichtend. Die Sowjetunion ist schon untergegangen. Und die Welt der Insider in Washington und Brüssel folgt ihr jetzt nach.

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